ImproArt-Philosophie

Impro – Spiritualität - Gesundheit

Was ist der Kern von Improvisationskunst? Was bewirkt Impro im täglichen Leben?
Was tun und können tanzende, musizierende, singende, malende, theaterspielende Improvisationskünstler?

  • Über jeder Improvisation steht ein großes „Ja!“. Bei einem offenen „Ja“ zu dem was gerade ist kommen Kreativität und Leben ins Fliessen. Wo wir einen Moment herzoffen annehmen, selbst wenn er der eigenen Vorstellung zuwiderläuft, wird Energie frei, effektiv zu handeln, zu gestalten und letztlich etwas auch konstruktiv verändern zu können.
  • Geistesgegenwärtig ohne vorauseilendes Denken in die Zukunft „Hier und Jetzt“ präsent sein. Präsent, also Innen und Außen wach wahrnehmend. Gut in Balance zwischen dem Kontakt mit sich selbst und den Anderen.
  • Mit allen Sinnen ganz wach sein. Den Körper spüren, Gefühle wahrnehmen, Sehen, Hören, Tasten, empathisch sein, Situationen intuitiv erfassen, …
  • Die Leichtigkeit und der intuitive Flow vom Improvisieren bereichern den Alltag als Gefühl von spielerischer Freude, von Handeln aus Begeisterung.
  • Impro fördert Wachheit, Flexibilität, Toleranz und eine positive, bejahende Lebenseinstellung
  • Impro-Training erweitert die Kommunikationsfähigkeit und Teamfähigkeit. Man lernt kooperativer zusammen zu arbeiten und mehr von den anderen mitzubekommen.
  • Improvisieren lernen erfordert aber auch, …
  • … sich anzufreunden mit „nicht wissen“ und Unsicherheit. Wir üben auf Unbekanntes offener und angstfreier zugehen zu können. Dass wir nicht alles vorher wissen und beherrschen müssen, sondern mit einem Anfängergeist immer weiter dazulernen. Learning by doing.
  • Was ist da noch? Was bemerke ich außerdem?“ ist eine Einstellung, die beim Improvisieren die Wahrnehmung öffnet.
  • Improvisiertes Tanzen, Singen, Musizieren und Spielen ist in diesem Sinn eine aktive Meditationspraxis und stärkt die Bewusstheit im Leben. Da diese Meditation im aktiven Tun erfolgt, überträgt sie sich leichter aufs alltägliche Handeln.
  • Grundlage einer gelungenen Improvisation ist entspanntes Gewahrsein. Entspannt, nicht konzentriert. Frei, und nicht absorbiert von einem einzelnen Focus, wie z.B. einer Emotion, Gedanken, Ideen, Vorstellungen oder selbst hohen Wertidealen. So eine offene Aufmerksamkeit ermöglicht es sich zunehmend mehr Aspekten gleichzeitig bewusst zu sein. Das üben wir beim Improvisieren.
  • Abstufungen davon sind stilles, beteiligtes Beobachten als Zuschauer. Und beim Improvisieren, dann ganz im Geschehen aufgehen (Hingabe), und im besten Fall absichtsloses Gestalten: Das Erleben „Es spielt/tanzt mich“ hat mystische Qualität in einer so komplexen Aktivität wie einer Improvisation vor Publikum ohne jeden vorgefassten Plan.

Wer sich intensiver der Improkunst widmet spürt diese positiven Einflüsse in sich.

Peter Krempelsetzer, April 2023

Interview mit Peter Krempelsetzer (Zeitschrift Brand eins)

Was sind Ihrer Meinung nach günstige Bedingungen, um mit Improvisation vertraut zu werden?
Ausprobieren können ohne Beurteilung, eine spielerische und konzentrierte Atmosphäre.
Klare Rahmen werden gesteckt innerhalb derer man Neues entdeckt – vom Einfachen zum Komplexeren.
Es ist günstig, wenn man auch an scheinbar Bekanntes immer wieder frisch herangeht und sich den „Anfängergeist“ bewahrt.

Können Sie ein paar Eigenschaften aufzählen, die durch Improviation gefördert werden?
Man wird spontaner, kommunikativer, toleranter, lebendiger, einfallsreicher, flexibler und selbstbewusster.
Impro fördert die Lust am Gestalten, Selbstbestimmung und Spielfreude. Und man lernt, im täglichen Leben mit den eigenen Stimmungen und neuen Situationen gelassener und kreativer umzugehen.

Was wird vermittelt, worauf liegt der Schwerpunkt?
Körperlich, stimmlich und sprachlich sich phantasievoll und gekonnt auszudrücken. Tools für improvisierte Performance im Tanz und Theaterbereich, dramaturgisches und choreographisches Gespür. Lust am Ausdruck, in Flow kommen, Körpergefühl, Bewegungsfreude.
Geistesgegenwart: Schärfung der Wahrnehmung für sich selbst (Körper, Stimmungen, Gedanken, Phantasie) und für die Anderen. Die eigene Präsenz jenseits der wechselnden Gedanken, Gefühle und Eindrücke.
Authentischer Ausdruck. Im Moment da sein, statt im Kopf vorauszuplanen.

Welche Ziele verfolgen Sie Selbst mit Improvisation?
Künstlerische Gestaltung, Kontakt und Kommunikation, Spass am Spiel, Selbstentdeckung, Lust am Ausdruck, Präsenz, Lebensfreude.

Haben Sie sich durch den Umgang mit Improvisation verändert?
(grinst) Ich bin anders als vorher – und das jeden Moment!

Womit hatten Sie selbst kleinere und größere Anfangsschwierigkeiten beim Improvisieren?
Selbstkritik, mir Druck machen gut zu sein. Mich im Denken zu verlieren.
Kreativität und Leichtigkeit beim improvisierten Sprechen habe ich erst lernen müssen. – Und Gefühle ungefiltert wahrzunehmen und auszudrücken zu können.

Welche Potentiale können Ihrer Ansicht nach mit Improvisationstechniken erschlossen werden?
Ich denke, man kann beinahe alle künstlerischen Fertigkeiten (z.B. Tanztechnik, Schauspieltechnik, Gesangstechnik, Instrumente) mit gut angeleitetem und focussierendem Improvisationstraining spielerisch erlernen.

Haben Sie Vorbilder und Leitfiguren?
Ruth Zaporah, Keith Johnstone, Andrew Morrish, Al Wunder, Sten Rudström und viele andere tolle Improvisations-Performer und -Lehrer.
Ich lerne von Allen, die ich improvisieren sehe, weil ich stets drauf achte was mich an ihnen inspiriert (statt eines primär kritischen Blicks was alles verbesserungswürdig ist).

Welche Philosophien, Strömungen und Kunstbewegungen waren/sind für Sie wegweisend?
New Dance, Contact Improvisation, Action Theater, Shinui, Feldenkrais, asiatische Einflüsse (Tai Chi, Kung Fu, Yoga, Dzogchen). Gestalttherapie, Hakomi und andere Methoden humanistischer Psychologie.
Philosophien? Einige Strömungen aus dem Buddhismus, Mystiker, Advaita Vedanta, meine eigene Spiel-osophie.
Geistig/spirituelle Lehrer, Lehren und Gruppen, wo ich mehr von mir selbst, übers Mensch-Sein und präsent-sein entdeckt habe.

Was macht die Kunst des Improvisierens für Sie reizvoll?
Beim selber improvisieren: Immer wieder frisch zu erleben, die Freude Neues zu entdecken und zu erschaffen, überrascht und erfreut zu sein von dem was im Moment entsteht. Gegenwärtig zu sein, im Flow aufzugehen, im Kontakt mit anderen und dem Leben zu sein.
Wenn ich Andere improvisieren sehe: Die Kreativität und Lebensfreude zu erleben, die beim Improvisieren hervorbricht.

Wer kommt in die Kurse? Gibt es Vorraussetzungen?
Laien und Profis – alle die an Improvisation interessiert sind. Egal ob mit viel Vorerfahrung oder als „Neuling“, ist die beste Voraussetzung Entdeckerfreude! Also die Lust Neues zu erfahren und ohne Leistungsdruck auszuprobieren.
Die Einen nutzen was sie in den Kursen lernen beruflich – als Künstler, Therapeuten, Pädagogen, Kreative, ect.,
Andere möchten sich persönlich weiterbilden oder improvisieren einfach zum Spaß.

Bietet ihr auch eine Impro-Ausbildung an?
Es gibt in der Impro-Schule Abendkurse, Workshops und längere Trainings für verschiedene Niveaus.
Fortlaufende Gruppen beginnen oft als Basiskurs und steigern das Niveau über mehrere Blöcke. Mit viel Vorerfahrung kann man u.U. direkt in fortgeschrittene Kurse einsteigen.
Wer sich intensiver in Impro fortbilden möchte, stellt sich selbst ein Programm aus mehreren Fächern zusammen. Die persönliche und künstlerische Entwicklung unterstütze ich bei diesen engagierten Leuten besonders – durch individuelles Feedback und Gespräche.

Mehr zu Peter Krempelsetzer